Kreislaufwirtschaft: weniger Primärmaterialien nutzen

45 Prozent der weltweiten CO₂e-Emissionen entstehen durch die Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Produkten. Hinzu kommen weitere Umweltbelastungen entlang der Wertschöpfungskette. Deshalb ist es ein wesentliches Ziel der Kreislaufwirtschaft, den Ressourcenverbrauch zu minimieren. Schüco setzt auf verschiedenen Ebenen des Produktlebenszyklus an, um den Materialeinsatz in Gebäuden zu verringern und Nutzungskreisläufe zu schließen.

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Auswirkungen, Risiken und Chancen

Eine zentrale Herausforderung der Baubranche besteht darin, einer wachsenden Anzahl von Menschen bezahlbaren Wohnraum und eine entsprechende Infrastruktur zur Verfügung zu stellen und dabei zugleich die Kriterien nachhaltigen Bauens zu erfüllen. Unmittelbar damit verbunden ist die Frage nach einer nachhaltigen Nutzung von Ressourcen: Vor allem in den aufstrebenden Schwellenländern muss mehr Wohnraum geschaffen werden, ohne den Verbrauch von Primärrohstoffen und Energie weiter anzukurbeln. Und in Deutschland hat die Bundesregierung bereits 2021 das Ziel ausgerufen, jährlich 400.000 bezahlbare und klimaneutrale Wohnungen zu bauen – es bislang aber deutlich verfehlt.

Neben ressourcenschonenden Neubaukonzepten bietet auch die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden ein erhebliches Potenzial für mehr Klima- und Ressourcenschutz im Bausektor. Vor diesem Hintergrund sieht die im European Green Deal angekündigte „Renovation Wave“ vor, die jährliche Modernisierungsrate auf 2,5 Prozent anzuheben. Zehn bis 20 Millionen Wohnungen müssten dazu jährlich energetisch saniert werden. Aktuell liegt die Quote allerdings bei unter 1 Prozent

Schüco begegnet den Anforderungen an eine nachhaltigere Ausrichtung der Bauwirtschaft auf zweierlei Weise.

  1. Mit Produkten, die den Energieverbrauch in der Nutzungsphase reduzieren: Darunter fallen Lösungen für eine energieeffiziente Gebäudehülle, z. B. Systeme mit besonders geringem Wärmedurchgang und hoher Dichtigkeit. Auch Sonnenschutzsysteme tragen dazu bei, Energieverbräuche zu senken.
  2. Mit Produkten, die materialeffizient und kreislauffähig sind: Schüco Systeme sind unabhängig vom verwendeten Ausgangsmaterial auf Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit ausgerichtet.

Parallel dazu sehen wir eine vermehrte Nachfrage nach Baustoffen mit vermindertem CO₂e-Fußabdruck, der wir unter anderem durch das Angebot von Materialvarianten mit erhöhtem Recyclinganteil im Aluminium- und Kunststoffbereich begegnen. Indem wir uns parallel für funktionierende Rückführungsmechanismen von Altmaterialien engagieren, machen wir uns perspektivisch unabhängiger von schwankenden Rohstoffverfügbarkeiten und -preisen.

Aktuell führt die hohe Nachfrage auf den Sekundärrohstoffmärkten jedoch auch zu Verknappungen und Kostensteigerungen bei Recyclingaluminium und Recycling-PVC. Aufgrund der langen Haltbarkeit von Aluminium- und Kunststofffenstern sowie der geringen Sanierungsquote ist davon auszugehen, dass auch mittelfristig nicht genug Altmaterial zur Verfügung stehen wird, um die wachsende Nachfrage nach Werkstoffen mit erhöhtem Recyclinganteil zu decken. Insbesondere bei PVC gibt es zudem ein Überangebot an Primärmaterial, was den Wettbewerbsdruck im Neuwarensegment erhöht und zu Preissenkungen geführt hat. Rezyklate sind somit aktuell durchgängig teurer als Neuware.

Die angestrebte Erhöhung der Sanierungsquote sowie ein weiterer Ausbau der Sammel- und Rücknahmesysteme können perspektivisch dazu beitragen, mehr Altmaterialien für den Produktionskreislauf zurückzugewinnen und die Marktdurchdringung von Produkten mit erhöhtem Recyclinganteil zu erhöhen

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„Wir können das große Ziel einer zirkulären Bauwirtschaft mit klimaneutralen Gebäuden nur dann erreichen, wenn wir Gebäude ganzheitlich nachhaltig planen, bauen, betreiben und genutzte Materialien beim Rückbau in den Kreislauf zurückführen.“

Dr. Fabian Schoden, Expert Sustainability

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Unser strategischer Ansatz

In der strategischen Ausrichtung auf eine kreislauforientierte Ressourcennutzung sehen wir bei Schüco einen großen Hebel, um umweltverträglicher und perspektivisch auch klimaneutral zu wirtschaften: Wenn wir einerseits langlebige, materialeffiziente Produkte entwickeln und andererseits unsere Ressourcenkreisläufe schließen, senken wir unseren Bedarf an Primärmaterialien. Damit leisten wir zugleich einen aktiven Beitrag zur Dekarbonisierung, zum Erhalt der Biodiversität und zum Schutz von Wasserressourcen am Anfang der Lieferkette.

Wir orientieren uns an der Vision einer ganzheitlich zirkulären Wirtschaft

Jedes Produkt, jede Ressource und jeder Prozess soll dazu beitragen, Kreisläufe zu schließen und Mehrwerte zu schaffen. Ressourcen sollen erhalten und wiedergenutzt werden. Daraus leiten wir drei strategische Schwerpunkte ab.

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Beschaffung

Wir betrachten Gebäude als Rohstofflager der Zukunft und arbeiten daran, Materialien nach dem Rückbau zurück in den Produktionskreislauf zu führen.

Gemeinsam mit dem Recyclingunternehmen Remondis hat Schüco 2022 damit begonnen, ein Netzwerk für die Sammlung und Aufbereitung von PVC-Altfenster sowie Fertigungsabschnitte aufzubauen. In den ersten beiden Geschäftsjahren unseres Joint Ventures RE:CORE konnten wir Schüco Partner oder Schüco Fensterbaubetriebe dafür gewinnen, sich dem System anzuschließen. Seit Oktober 2024 ist RE:CORE zudem ein Netzwerkpartner von Rewindo, der Recyclinginitiative der deutschen Kunststoffindustrie. Darüber hinaus kooperieren wir seit März 2025 mit der TSR Group, einem führenden Spezialisten für die Aufbereitung von Altmetallen. Die Partnerschaft zielt darauf ab, Altfenster aus Sanierungsprojekten und Profilabschnitte aus der Produktion zurückzunehmen und zu hochwertigen Recyclingrohstoffen aufzubereiten (siehe unten im Abschnitt “Bestand”). Eine Kooperation besteht seit April 2025 zudem mit Saint-Gobain Glass Deutschland. Diese trägt dazu bei, die Wiederverwendung von Glas in der Baubranche voranzutreiben. Denn durch die Verwertung von Recyclingglas zur Herstellung von neuem Flachglas können wertvolle natürliche Ressourcen wie Sand, Soda und Kalk geschont und der Energieverbrauch erheblich reduziert werden.

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Neubau

Durch das Design und die Bereitstellung langlebiger sowie kreislauffähiger Produkte tragen wir zur Verlängerung der Nutzungsdauer und zur Schließung von Ressourcenkreisläufen bei.

Auf Produktebene treibt Schüco die Cradle-to-Cradle-Zertifizierung seiner Aluminiumsysteme weiter voran. Mit 95 zertifizierten Systemen, die in Europa 20 Prozent des Umsatzes der Metallbausparte ausmachen, gehört Schüco zu den Branchenvorreitern bei der Umsetzung des Cradle-to-Cradle-Prinzips. 

Weiterhin hat sich Schüco im Berichtszeitraum intensiv mit den Prinzipien des Circular Design auseinandergesetzt. Auf der BAU-Messe im Januar 2025 präsentierte das Unternehmen erstmals ein vollständig zirkuläres Aluminiumfenster (siehe „Best Practice“): „AW Circular“ wurde entwickelt, um den Ressourceneinsatz, die Emissionen und das Abfallaufkommen während des Produktlebenszyklus zu verringern und gleichzeitig dazu beizutragen, Ressourcenkreisläufe zu schließen. Darüber hinaus wurden bei AW Circular verschiedene CO₂e-reduzierende Maßnahmen umgesetzt. Dazu zählen unter anderem die materialeffiziente Konstruktion, der erhöhte Rezyklatanteil und der Einsatz von wiederverwendeten Komponenten. 

Im Kunststoffbereich, in dem Schüco selbst produziert, konnte der Rezyklatanteil in den Produkten von durchschnittlich 21 Prozent (2023) auf 24 Prozent (2024) weiter erhöht 

werden. Parallel erfolgte zum 01.01.2024 die Einführung neuer PVC-Materialvarianten mit ausgewiesenem Recyclinganteil (siehe „Best Practice“). 

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© Kirill Starodubskij

Bestand

Wir tragen mit energieeffizienten Produkten und ganzheitlichen Beratungsansätzen dazu bei, den vorhandenen Gebäudebestand an aktuelle Bedürfnisse anzupassen und den Wert von Immobilien zu erhalten.

Um den langfristigen Werterhalt von Bestandsimmobilien zu sichern, hat Schüco unter dem Namen „Value Up“ ein umfangreiches Beratungs-, Produkt- und Serviceprogramm entwickelt (siehe „Best Practice“). Es umfasst Lösungen entlang aller Phasen des Sanierungsprozesses – von der Analyse über die Planung und Erneuerung bis zum Betrieb. Im Fokus stehen kosten- und zeiteffiziente Maßnahmen für eine verbesserte Energiebilanz.

Auch das Recycling von Altmaterialien ist ein Baustein von „Value Up“. Dazu hat Schüco seine Recyclingaktivitäten erweitert: Neben PVC holen wir in Kooperation mit Fachpartnern auch Metalle, Glas, Holz und Dichtungsmaterialien direkt von der Baustelle ab und führen diese sogenannten Post-Consumer-Materialien in nachhaltige Rohstoffkreisläufe zurück. Das Leistungsangebot umfasst die Identifikation der zu recycelnden Bauelemente und Werkstoffe, Mengenanalysen der anfallenden Stoffströme, die Ausarbeitung eines Logistikkonzepts sowie Vorkalkulationen von Erlösen aus Metallschrotten. Zudem schätzt Schüco die zu erwartenden Recyclingquoten ab und erstellt den Auftraggebenden entsprechende Nachweise und Zertifikate. Der neue Service wird über die im Dezember 2024 gegründete RE:CORE metals GmbH angeboten. 

85 Prozent niedriger fällt der CO₂e-Fußabdruck einer Tonne PVC-Rezyklat im Vergleich zu konventionell hergestelltem Werkstoff aus. 

Best Practice

Die folgenden Highlight-Maßnahmen im Bereich Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft haben wir 2023/2024 umgesetzt:

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Fokus Produkt

Entwicklung eines vollständig zirkulären Fensters

Das Produktkonzept „AW Circular“ zielt darauf ab, den Ressourceneinsatz, die Emissionen und das Abfallaufkommen während des gesamten Lebenszyklus eines Aluminiumfensters zu verringern. Gleichzeitig schafft es die Voraussetzung dafür, Ressourcenkreisläufe vollständig zu schließen. Um diese Ziele zu erreichen, halten wir bei allen Ausführungsoptionen den Standard Cradle to Cradle Material Health Gold ein: Dieser wird nur erfüllt, wenn 100 Prozent der verwendeten Materialien gesundheitlich unbedenklich und kreislauffähig sind. AW Circular gewährleistet zudem eine einfache Wartung und Reparatur sowie Aufbereitung, Nachrüstung und Wiederverwendung des gesamten Fensters oder einzelner Komponenten.

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Fokus Material

Recyclinganteil im PVC erhöht

Seit 2024 können Verarbeiter bei der Wahl von Kunststoffprofilen zwischen zwei Optionen mit ressourcenoptimierter Rezeptur wählen: Der Materialstandard „Schüco BALANCED PVC“ enthält dabei einen Innenkern aus Rezyklat oder alternativ eine ressourcenoptimierte Innenkern-PVC-Rezeptur. Zugleich wird der Recyclinganteil im Produkt kontinuierlich gesteigert: Standardmäßig enthalten bereits 64 Prozent der Kunststoffprofile Sekundär-PVC. Damit erfüllt „Schüco BALANCED PVC“ die meisten Anforderungen im Zuge einer Gebäudezertifizierung. Bei der Materialoption „Schüco RECYCLED PVC“ werden die Profile mit einem garantierten Rezyklatanteil zwischen 39 und 57 Prozent geliefert. Einige Profilgeometrien eignen sich dadurch für Bauten mit speziellen Förderungen.

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Fokus Geschäftsmodell

Werte erhalten und steigern

Mit „Schüco Value Up“ bieten wir ganzheitliche Lösungen entlang aller Phasen des Sanierungsprozesses – von der Analyse über die Planung und Erneuerung bis zum Betrieb. Im Fokus stehen kosten- und zeiteffiziente Maßnahmen für eine verbesserte Energiebilanz. So lassen sich beispielsweise bereits verbaute Flügelrahmen der Serie Royal S gegen energetisch optimierte AWS-Flügelrahmen mit neuer Mitteldichtung und Glasdichtung sowie mit neuen Beschlägen austauschen. Der ursprüngliche Blendrahmen bleibt bei der Sanierung erhalten. Dadurch kann die Erneuerung im laufenden Betrieb erfolgen. Auch Pfosten-Riegel-Fassaden können mit geringem Demontageaufwand ertüchtigt werden. Mit dem System „Schüco AOC Reno“ werden alte Tragstrukturen mithilfe von Adapterkonstruktionen überbaut und erhalten zugleich eine komplett neue Dämm- und Dichtebene. Die Innenraum-Wandanschlüsse bleiben bei dieser minimalinvasiven Ertüchtigungslösung unberührt und die alte Fassade muss nicht zurückgebaut werden.