Der Weg zur zirkulären Architektur

Zirkularität - kreislauforientiert planen und bauen

Der Anteil verbauter Materialien im Gebäudebestand wird in Deutschland auf ca. 15 Mrd. Tonnen geschätzt. Diese Materialien stellen ein großes Potenzial für die Kreislaufwirtschaft dar, weil sie zukünftig zu einem großen Teil recycelt oder wiederverwendet werden können. Hier setzt das Konzept der Zirkularität an, welches den Wandel zu einer ressourcenschonenderen und nachhaltigeren Bauweise fördern soll.

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Was bedeutet Zirkularität?

Zirkularität oder Kreislauffähigkeit bedeutet, Ressourcen und Materialien so zu nutzen, dass Abfälle vermieden und Stoffkreisläufe geschlossen werden. Ziel ist es, den Lebenszyklus von Materialien durch Recycling, Reparatur und Wiederverwendung zu verlängern. Konzepte wie die Circular Economy der Ellen MacArthur Foundation und das Cradle-to-Cradle-Design von Braungart & McDonough setzen dabei auf die ständige Nutzung von Materialien in biologischen oder technischen Kreisläufen, um den Wert der Ressourcen möglichst lange zu erhalten und die Umweltbelastungen zu minimieren. Schüco ist mit über 70 zertifizierten Systemen Vorreiter bei der Umsetzung des Cradle-to-Cradle-Prinzips im Gebäudebereich. Produkte und Produktionsprozesse, die diesem Prinzip folgen, erfordern ein grundsätzlich neues Denken im Produktdesign – von der Herstellung über die Nutzungsphase bis hin zur Demontage, Aufbereitung und Wiederverwendung als Rohstoff. Schüco entwickelt Produkte mit geringem CO₂-Fußabdruck und bietet nachhaltige Alternativen auf Basis emissionsarmer Rohstoffe, höherer Recyclinganteile und alternativer Materialien an.

Warum wird Zirkularität für uns immer wichtiger?

Die EU hat mit dem Green Deal das Ziel gesetzt, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Ein zentraler Bestandteil ist der Aktionsplan Kreislaufwirtschaft, der auf nachhaltiges Produktdesign und die Entkopplung des Wirtschaftswachstums von der Ressourcennutzung abzielt. Ergänzend dazu soll die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) als Leitkonzept entwickelt werden, um die rohstoffpolitischen Ziele zu bündeln. Übertragen auf den Bausektor spielt der Gebäudebestand als „urbanes Rohstofflager“ zukünftig eine wichtige Rolle bei der Schonung der Ressourcen und der Reduzierung der CO₂-Emissionen. Schüco sieht sich daher in der Verantwortung, den Übergang zu geschlossenen Wertstoffkreisläufen in der Baubranche aktiv voranzutreiben. Damit die Wertstoffe auch nach der ersten Nutzungsphase ohne Qualitätsverlust erhalten bleiben und aus Fassadenelementen entweder erneut Fassadenelemente werden.

Aktuelle Anforderungen an Zirkularität

Der Bausektor ist von zentraler Bedeutung für die Kreislaufwirtschaft, da er den größten Anteil am Ressourcenverbrauch und Abfallaufkommen hat und durch die Wiederverwendung von Baustoffen einen erheblichen Beitrag zur Emissionsminderung und Ressourcenschonung leisten kann. Auf EU-Ebene gibt es die folgenden Aktionspläne, Richtlinien und Instrumente:

EU-Abfallrahmenrichtlinie

Die EU-Abfallrahmenrichtlinie (2018/851) zielt darauf ab, die Kreislaufwirtschaft durch die Festlegung von Recyclingquoten, die Förderung der Abfallvermeidung und die Einführung von Systemen der erweiterten Herstellerverantwortung zu stärken. Sie unterstützt die nachhaltige Abfallbewirtschaftung durch Maßnahmen zur Förderung der Wiederverwendung, Reparatur und Verwertung von Abfällen.

Bauprodukteverordnung

Die Bauprodukteverordnung (EU-BauPVO oder Verordnung (EU) Nr. 305/2011) harmonisiert die Vermarktungsbedingungen für Bauprodukte in der EU und schreibt eine Leistungserklärung sowie die CE-Kennzeichnung zur Gewährleistung der Produktsicherheit und Umweltverträglichkeit vor. Die Novelle 2022 verschärft diese Verordnung, indem sie zusätzliche Anforderungen an Produktsicherheit, Umwelt- und Klimaschutz integriert und die Pflichten für verschiedene Wirtschaftsakteure erweitert. Zudem werden digitale Bauproduktinformationen gefördert.

EU-Taxonomie-Verordnung

Die EU-Taxonomie-Verordnung (2020/852) definiert Kriterien für nachhaltiges Wirtschaften, auch bei Bauprojekten, und lenkt u.a. Investitionen in kreislauforientierte Baupraktiken und die Förderung ressourceneffizienten Bauens.

Gesetzliche Anforderungen auf nationaler Ebene

Die Umsetzung in konkrete gesetzliche Anforderungen erfolgt auf nationaler Ebene. Unter anderem:

  • Die DIN EN 15804 legt die Grundsätze, Anforderungen und Vorgaben für Umweltdeklarationen von Bauprodukten (Environmental Product Declarations, EPDs) fest. Sie ermöglicht die Bewertung der Umweltauswirkungen von Bauprodukten während ihres gesamten Lebenszyklus.
     
  • Die Normenreihe DIN EN 15643 befasst sich mit der Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden und Infrastruktur. Sie umfasst verschiedene Aspekte wie Umwelteffizienz, Ressourceneffizienz und Lebenszykluskosten.
     
  • Die Norm ISO 20887:2020 enthält Grundsätze und konkrete Anforderungen und Leitlinien für die Planung der Rückbaubarkeit und Anpassbarkeit. Mit Hilfe dieser Leitlinien kann die Lebensdauer von Gebäuden und den verwendeten Bauteilen und Bauprodukten maximiert werden.
     
  • Die DIN SPEC 91484 definiert ein Verfahren zur Erfassung von Bauprodukten vor Abbruch- und Sanierungsmaßnahmen (Pre-Demolition-Audit). Ziel ist es, das Nachnutzungspotenzial von Bauprodukten zu bewerten, um deren Wiederverwendung zu fördern, Ressourcen zu schonen und CO₂-Emissionen zu reduzieren. Die Norm unterstützt die Kreislaufwirtschaft im Bausektor, indem sie die Identifizierung und Bewertung von wiederverwendbaren Materialien systematisiert.
     
  • Die Zertifizierung von Gebäuden als qualitätssichernde und werterhaltende Maßnahme wird auch in Zukunft einen Beitrag zur Umsetzung von Kreislaufwirtschaftsprinzipien leisten. So erweitert die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) bereits heute die Kriterien für Zirkularität für die Zertifizierung.

Kreislaufwirtschaft – Potenziale ausschöpfen

Für die Transformation des Bausektors auf Produkt- und Systemebene bietet die Kreislaufwirtschaft die größte Wirkung als nachhaltige Alternative zum traditionellen linearen Wirtschaftsmodell (Take-Make-Waste). Sie setzt auf ein Produktdesign, das Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Ressourceneffizienz und Abfallminimierung fördert sowie Stoffkreisläufe durch Recycling schließt.

Zirkulär Bauen: von der Planung bis zum Recycling

Die Integration der Zirkularität in alle Phasen des Bauens - von der Planung über die Konstruktion bis hin zur Nutzung und zum Recycling - stellt einen wesentlichen Paradigmenwechsel in der Baubranche dar. Mit Carbon Control gibt Schüco Antworten auf Materialeinsatz und Nachhaltigkeit, auf die Integration von Kreislaufprinzipien in die Produktentwicklung und die Bereitstellung objektspezifischer Produktdaten für die Ökobilanzierung.

Carbon Control

Schüco Carbon Control

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Materialpass als Voraussetzung für die urbane Mine

Um Gebäude als Rohstofflager der Zukunft richtig nutzen zu können, werden Informationen darüber benötigt, welche Bauteile und Materialien sich an welcher Stelle eines Gebäudes befinden und welche Auswirkungen sie auf die Umwelt haben. Ein wesentlicher Schritt zur Förderung der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen ist die Einführung von Materialpässen bzw. Gebäude-Ressourcenpässen. Diese Dokumente erfassen detaillierte Informationen über die in Gebäuden verwendeten Materialien und deren Recyclingfähigkeit und unterstützen das Konzept der urbanen Mine am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes.