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Cool, voll digital und zukunftsweisend – Ausbildung im Handwerk

Rockige Musik, grelle Farben, schnelle Bildschnitte, neueste Technik. So wirbt das Video vom Bundesverband Metall um Azubis. Auch Handwerkskammern und Metallbauunternehmen sind aktiv. Was es hier für Maßnahmen gibt und wie es um die Ausbildung bestellt ist? Wir haben uns zum Tag des Handwerks umgehört.

Auszubildende gesucht! Vor dieser Herausforderung stehen viele Handwerksbetriebe in Deutschland. Zusätzlich haben Einschränkungen rund um Covid-19 die Ausbildung und das Bekanntmachen der Möglichkeiten erschwert. Aufgrund der Pandemie haben vor Ort etwa kaum Ausbildungsmessen stattgefunden. „Keiner, also weder wir, noch die Agentur für Arbeit, konnten in die Schulen gehen und Berufsbilder vorstellen“, berichtet der geschäftsführender Gesellschafter Veit Unterspann von der Warnow Metall GmbH aus Pölchow/Mecklenburg-Vorpommern. Er vernetzt sich mit den regionalen Schulen und lädt ins eigene Unternehmen ein: „Mit Berufsorientierungsprojekten, bei denen uns die jungen Leute kennenlernen, lässt sich viel bewegen. Die Schüler haben dann weniger Schwellenangst.“ In Corona-Zeiten hält er etwa den Internetauftritt auf dem Laufenden. Dazu hat Veit Unterspann Schüco bei der Entwicklung des Ausbildungsstandes – der Schüco Job Box –unterstützt. Schüco Partner können sie beispielsweise für regionale Messen reservieren. Er sucht begeisterte Azubis, „die zu uns passen.“ Zwei Azubis Konstruktionsmechaniker und ein Mechatroniker Azubi sind bei ihm beschäftigt. Ein Ausbildungsplatz zur Fachkraft Lagerlogistik ist derzeit noch offen.

Jakob Rose macht bei der Warnow Metall GmbH eine Ausbildung als Konstruktionsmechaninker. In einem Video spricht er darüber, was ihn motiviert.
Felix Joel Haack macht bei Langer Metallbau in Fallingbostel eine Ausbildung zum Metallbauer, Fachrichtung Konstruktionstechnik. In diesem Ausschnitt aus einem Video sieht man ihn gemeinsam mit Uwe Meinke an einem der Onlineanbindungsterminal im Unternehmen, dem SCHÜCO Fabrication Data Center (FDC), als ein Modul auf dem Weg zur papierlosen Fertigung.

Um Auszubildende werben

Davon, dass es gar nicht so einfach ist, motivierte junge Menschen zu finden, können viele Unternehmen ein Lied singen. „Sicherlich liegt es auch am demografischen Wandel, dass Auszubildende heute manchmal etwas anders auftreten als früher,“ so Veit Unterspann. „Vor einigen Jahren hatten wir noch viele Bewerbungen. Heute muss das Handwerk um junge Leute werben.“ Wie sich die Lage verändert hat, zeigen auch die Zahlen. Eine Grafik des Zentralverbands des Deutschen Handwerks macht deutlich: Seit rund fünf Jahren ist das Niveau mit insgesamt etwa 363 000 Lehrlingen im Land zwar recht stabil, allerdings lag diese Zahl Mitte/Ende der 90er Jahre noch deutlich bei über 600 000.


Arbeitgebermarke prägen

„Ohne Nachwuchs wird das Handwerk endlich sein“, so Geschäftsführer Lutz Langer von Langer Metallbau aus Bad Fallingbostel. Er sieht in der Ausbildung eine unternehmerische Verantwortung. Auch Langer Metallbau hat Bedarf an Nachwuchskräften. Derzeit sind hier zwei Azubis im Metallbau mit Schwerpunkt Konstruktionstechnik und zwei Kaufmännische für Büromanagement beschäftigt. Wie viele andere Schüco Partner auch, will er im eigenen Haus ausbilden und die jungen Menschen im Unternehmen halten. „Über digitale Kanäle wie Facebook und Instagram erreichen wir viele junge Leute. Außerdem sind wir – wenn möglich – auf den regionalen Ausbildungsmessen aktiv.“ In diesem Jahr hat sich Langer Metallbau online auf einer digitalen Plattform zur Berufsfindung Von Azubis für zukünftige Azubis – Ausbildung im Heidekreis präsentiert. „Dafür haben wir mit der professionellen Unterstützung des Schüco Partner Consulting Team Kurzfilme erstellt, in denen die Azubis über ihre Arbeit berichten“, berichtet Lutz Langer. „Das hat ihnen riesigen Spaß gemacht.“

Die IHK Rostock hat den Schüco Partner Warnow Metall 2021 bereits zum 14. als Top-Ausbildungsunternehmen ausgezeichnet.

Unterstützung für Azubis anbieten

Die Ausbildung zum Metallbautechniker oder zur -technikerin ist anspruchsvoll. „In der Theorie geht es etwa um Mathe und Fremdsprachen. In Bezug auf digitalisierte Prozesse und Werkzeuge hat es natürlich auch Veränderungen gegeben“, sagt Veit Unterspann. Das hebt das Anforderungsprofil an die Azubis noch zusätzlich an. „Stellt sich heraus, dass es ein Auszubildender mit dem Lernen nicht so leicht hat, muss man ihn unterstützen.“ Aus Veit Unterspanns Sicht zeichne das einen Ausbildungsbetrieb aus: dass er sich kümmert. Bei Warnow Metall GmbH ist das gängige Praxis. Die IHK Rostock hat dem Unternehmen in diesem Jahr bereits zum 14. Mal in Folge das Prädikat „Top-Ausbildungsbetrieb“ verliehen. Ist Hilfe gefragt, kann man sich an die Agentur für Arbeit oder die jeweiligen Handwerkskammern wenden. „Hier gibt es einige Möglichkeiten. Das muss man nur wissen“, sagt Veit Unterspann.

Zusammenkommen, das können alle Mitarbeiter jeden Montag bei Langer Metallbau. Alle Mitarbeiter werfen auf die Scheibe, dabei gibt es für jeden Punkt 50 Cent und dem Sieger des Monats winkt zusätzlich ein Tankgutschein.

Das Miteinander pflegen

Einige Eigenschaften sind und bleiben bei potenziellen Auszubildenden wichtig: zum Beispiel Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit oder dass ein Mitarbeiter freundlich ist, sauber arbeitet und respektvoll mit anderen umgeht. „Früher waren diese Verhaltensweisen selbstverständlicher“, so Lutz Langer. Er legt viel Wert auf ein gutes Miteinander: „Wir führen unsere Auszubildenden schon früh an die großen Maschinen heran. Wenn sie ein gutes Gespür dafür haben, können sie dort selbstständig arbeiten. Das Vertrauen, das wir damit zeigen, wissen die Azubis zu schätzen: Sie fühlen sich wertgeschätzt.“ Wertschätzung und Sinnfindung sind Faktoren, die wichtig für zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind.

Gutes Gefühl auch anderen vermitteln

Geht es um eine positive Einstellung zur Arbeit, kann das Handwerk punkten. In einer Studie der Uni Göttingen aus dem Jahr 2020 mit 2000 Teilnehmern, gaben immerhin 84 Prozent der Befragten an, dass sie stolz auf ihre eigene Arbeit sind. 79 Prozent der Teilnehmer zählten ihren Beruf als Handwerker zu einem bedeutenden Teil der eigenen Persönlichkeit. Wie zufrieden ein handwerklicher Beruf machen kann, beschreibt auch Lutz Langer: „Was viele unterschätzen: Wir kommen irgendwohin und da ist nichts. Wenn wir wieder wegfahren, steht dort ein Haus, etwa ein Verwaltungsgebäude. Daran hatten wir unseren Anteil. Dieses gute Gefühl begleitet mich seit 30 Jahren und macht mich bis heute stolz.“ Genau das gilt es zu vermitteln: Wer im Job zufrieden und motiviert ist, kann dies als Multiplikator nach außen tragen. Das würde auch dem Image des Handwerks helfen. „Vielen jungen Leuten erscheint es heute offenbar nicht mehr sexy“, wundert sich Lutz Langer. Daher sollte das Handwerk noch mehr auf sich aufmerksam machen – damit das Thema so früh wie möglich in den Köpfen junger Menschen Platz findet. Denn: Das Handwerk hat nach wie vor goldenen Boden – das zeigen etwa die herausgestellten Statements von Lutz Langer und Veit Unterspann. Dazu ist es cool, digital aufgestellt und zukunftsorientiert. „Die jungen Leute müssen nur wollen! Dann lässt sich alles Weitere auch schaffen“, ist sich Veit Unterspann sicher.



„Verwaltungsprozesse funktionieren zunehmend digitalisiert. Computer, ausgestattet mit KI, übernehmen Arbeitsbereiche. Ein Computer wird jedoch vor Ort keine Tür und kein Fenster einbauen. Exoskelette, AR-Brillen und andere digitale Hilfsmittel werden im Metallbau unterstützend eingesetzt. Aber es werden immer mehrere Fachleute auf einer Baustelle gefordert sein.“

Lutz Langer, Langer Metallbau GmbH aus Bad Fallingbostel, Niedersachsen

„Banken schließen ihre Niederlassungen, Elektronikmärkte konzentrieren sich auf den Online-Handel, während der Pandemie sind viele große Firmen in die Kurzarbeit gegangen: Das Handwerk aber boomt. Da haben die Leute gesehen, dass es im Handwerk eben doch eine Alternative zum Büro- oder reinen Verkaufsjob gibt. Ich denke, Corona hat es gezeigt: Wir sind eine krisenfeste Branche.“

Veit Unterspann, geschäftsführender Gesellschafter der Warnow Metall GmbH aus Pölchow/Mecklenburg-Vorpommern