Klimaanpassungen in der Architektur
Klimaresiliente Gebäude für lebenswerte Städte
| Der Klimawandel ist vor allem in urbanen Räumen deutlich spürbar: Steigende Temperaturen, langanhaltende Hitzeperioden und Extremwetterereignisse beeinflussen das Leben in den Städten zunehmend. Während sich das Bauwesen in den letzten Jahrzehnten vor allem auf die Einsparung von Heizenergie konzentrierte, rücken heute Klimaanpassung öffentlicher Räume und die Resilienz von Gebäuden in den Fokus. Nur durch kluge Planung – etwa durch gezielte Durchlüftung, angepasste Materialien, intelligente Verschattung und vielfältige Begrünung – können Städte auch in Zukunft lebenswert bleiben. |
Städte unter Druck
Urbane Systeme sind besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Dicht bebaute und stark versiegelte Flächen speichern Wärme und verhindern natürliche Kühlmechanismen. Das führt dazu, dass in Städten deutlich höhere Temperaturen herrschen als im ländlichen Umland – dieses Phänomen ist auch als Hitzeinseleffekt bekannt. Wenn die globale Durchschnittstemperatur um etwa 2 °C steigt, kann die Überhitzung in Städten fünf- bis sechsmal so hoch ausfallen. Die Folge: Die Temperaturen in Städten erreichen ein gesundheitsschädliches Niveau.
„Die Konfiguration der Gebäudehülle ist ein Schlüsselfaktor für die Gestaltung klimaangepasster Städte. Robuste Verschattungssysteme und einfache Begrünungsstrategien sowie gezielte Materialauswahl und Farbgebung müssen ineinandergreifen, um dem Aufheizen unserer Städte entgegenzuwirken und dem hohen Maß an Verantwortung als Schnittstelle von Außen- und Innenklima zu entsprechen.“
Elisabeth Endres, Professorin für Gebäudetechnologie an der TU Braunschweig und Teil des Kuratorenteams des Deutschen Pavillons auf der Architekturbiennale Venedig 2025
Anforderungen an die klimaresiliente Gebäudehülle
In den vergangenen Jahrzehnten konzentrierte sich die Planung vor allem darauf, die Gebäudehülle so zu optimieren, dass mit minimalem Energieaufwand für Heizung, Kühlung und Lüftung ein hoher Nutzerkomfort innerhalb des Gebäudes gewährleistet wird. Zukünftig werden Gebäude auch danach bewertet, welche Auswirkungen ihre Hülle auf die Umgebung hat. Entscheidend wird beispielsweise sein, wie viel Wärme sie speichern und an die Umwelt abgeben, wie viel Feinstaub und Schadstoffe die Gebäudehülle absorbieren kann, wie viel Sauerstoff und Verdunstungskühle sie durch integrierte Bepflanzungen erzeugt oder wie viel Regenwasser sie speichern kann.