Der European Green Deal stellt Architekten und Planer vor die Herausforderung, das verbaute und das durch den Betrieb bedingte CO₂ in Gebäuden weitestgehend zu reduzieren und trotzdem ein architektonisch ansprechendes Design mit optimaler Funktionalität zu ermöglichen.
Ein zielführender Ansatz zur CO₂-Einsparung ist es, kleinere und kompaktere Gebäude zu bauen und so einen guten Formfaktor zu erzielen. Der Formfaktor beschreibt das Verhältnis der Gebäudehülle zur Nutzfläche und entscheidet über die Menge an Embodied Carbon, das für die Herstellung der Gebäudehülle aufgewendet werden darf.
So darf bei einem Gebäude mit einem ungünstigen Formfaktor bei konstantem, nutzflächenbezogenem Embodied Carbon nur wesentlich weniger Embodied Carbon in der Fassade verbaut werden, als dies bei einem Gebäude mit einem günstigeren Formfaktor erlaubt ist.
Für einen guten Formfaktor und eine materialsuffiziente Lösung ist es daher wichtig, das Design eines Gebäudes auf eine möglichst kompakte Gebäudehülle in Kombination mit einer möglichst großen Nutzfläche auszurichten.
Dabei beeinträchtigt eine CO₂-günstige Fassadenkonstruktion nicht zwangsläufig die gestalterische Freiheit beim Entwurf. Denn auch CO₂-optimierte Konstruktionen bieten viel Gestaltungsfreiraum, ohne allerdings die Gesamtbilanz des Gebäudes negativ zu belasten.
Vor allem das Operational Carbon ist stark vom Formfaktor abhängig. Denn je besser das Verhältnis von Gebäudehülle zur Nutzfläche ist, desto geringer ist der Energiebedarf und der CO₂-Ausstoß im Gebäudebetrieb.
Zukünftig wird allerdings der anteilige Einfluss des Embodied Carbon auf die Gesamtemissionen (Whole Life Carbon) eines Gebäudes stetig wachsen. Denn der Energiebedarf in der Nutzungsphase, das Operational Carbon, unterliegt fortlaufenden Optimierungen. Gleichzeitig ist es deutlich schwieriger, das Embodied Carbon zu reduzieren, da bei der Herstellung der für den Bau benötigten Materialien stets Ressourcen verbraucht werden.