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Förderprogramme – was sollten Metallbauer wissen?

Wie gut sollte sich ein Schüco Partner mit Fördergeldern etwa zu Energieeffizienz oder Barrierefreiheit auskennen und was bedeuten die Fördermöglichkeiten für das eigene Unternehmen? Antworten gibt Edgar Opp, Energieberater und einer von zwei Geschäftsführern der on. ingenieurbüro GmbH & Co. KG aus Bielefeld.

Herr Opp, bitte beschreiben Sie kurz, wen Sie beraten – sind das hauptsächlich Privat- oder auch Geschäftskunden?

Sowohl als auch. Wobei tendenziell häufiger Privatkunden unsere Leistungen in Anspruch nehmen. Das mag daran liegen, dass klassische Förderungen wie das Effizienzhaus oder auch die Einzelmaßnahme an der Gebäudehülle erst seit Kurzem bei Nichtwohngebäuden in interessanter Höhe erfolgen.


Wie lange arbeiten Sie schon als Energieberater und wie hat sich die Welt der Förderprogramme während dieser Zeit entwickelt – manche sprechen gar von einem Förder-Dschungel?

Unser Büro ist mit Gründung 2017 in der Energieberatung tätig. Die verschiedenen Förderprogramme haben sich seitdem stark geändert, nicht zuletzt mit der diesjährigen großen Umstellung auf Programme der BEG – Bundesförderung für effiziente Gebäude – der Kreditanstalt für Wiederaufbau und des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Einiges ist einfacher geworden, vieles komplexer. Man kann jedoch sagen, dass der Dschungel fruchtbarer und ertragreicher für den Fördernehmer geworden ist, um bei Ihrer Analogie zu bleiben.

Ich kann verstehen, wenn viele Menschen den Überblick verlieren, was und in welcher Höhe gefördert wird. Wenn man damit nicht täglich zu tun hat, kommt man mit den verschiedenen Richtlinien und den damit verbundenen „Wenns“ und „Abers“ schnell durcheinander. Wir als Energieberater sind dafür da Bauherren durch diesen Dschungel zu begleiten und dabei zu helfen, Förderungen richtig zu beantragen.


Wenn nun Schüco Partner – also etwa Metallbauer – Kontakt mit Bauherren haben, wie gut sollten sie sich aus Ihrer Sicht mit Förderprogrammen auskennen?

Es sollte zuvorderst Kenntnis über die Existenz von attraktiven Förderprogrammen vorhanden sein. Ob und wie hoch gefördert wird, entscheidet sich oft an sehr individuellen Faktoren.

Grob kann von 20 Prozent Förderung auf die Einzelmaßnahme ausgegangen werden, also etwa für den Fenstertausch. Wie die Anforderungen an das jeweilige Fenster sind, unter welchen Umständen es mehr Prozente gibt, welche Arbeiten wirklich gefördert werden oder wo die Fördergrenze liegt, muss im Einzelnen abgeklärt werden. Ferner sollten die einfachsten Kenndaten bekannt sein. Die Mindestanforderungen nach Gebäudeenergiegesetz, kurz GEG, also dem Standard nach dem mindestens gebaut beziehungsweise saniert werden muss, sind naturgemäß geringer als die der Förderprogramme. Nichts ist unangenehmer, als falsche Hoffnungen zu wecken. Daher sollten die Bauherren, nach einem Hinweis auf mögliche Förderungen, den Kontakt zum Energieberater suchen.


Manchmal ist es so, dass mit einer Baumaßnahme erst begonnen werden sollte, wenn der Förderantrag gestellt ist – in welchem Fall stimmt das?

Das ist sogar der Regelfall. Bauherren sollten so früh wie möglich eine Förderbarkeit abklären lassen. Je nach Konstellation stellt bereits eine Auftragserteilung den Beginn des Vorhabens dar und ist somit vor Antragstellung förderschädlich.


Worauf sollte ein Schüco Partner, wenn er sich mit Kunden über Förderprogramme unterhält, unbedingt achten beziehungsweise den Kunden hinweisen?

Das frühzeitige Einbinden eines zugelassenen Energieberaters, etwa aus der Energie-Effizienz-Experten-Liste, ist sinnvoll. Ein Antrag auf Förderung passiert nicht über Nacht. Der Energieberater muss zunächst die individuellen Bedingungen des Bauvorhabens und des Fördernehmers abklären. Eventuell macht sogar eine ausführliche Vor-Ort-Energieberatung Sinn, da hierdurch zusätzliche Förderboni greifbar werden. Ist das Erforderliche geklärt, kann ein Antrag auf Förderung gestellt werden. Erst dann würde eine Beauftragung des jeweiligen Gewerks erfolgen.


Metallbauunternehmen haben es etwa mit Fassaden, Fenstern und Türen zu tun – welche wichtigen Programme gibt es in Sachen Energieeffizienz oder Barrierefreiheit?

Das wichtige Thema der Barrierefreiheit wird über das Programm 455-B der KfW gefördert. Leider ist der Fördertopf für dieses Jahr – 2021 – bereits erschöpft. Eine Antragstellung ist in diesem Programm also erst wieder 2022 möglich, sofern der Bund die Mittel erneuert. In dem Zusammenhang wäre das Schwesterprogramm 455-E der KfW zu erwähnen. Darüber lassen sich einbruchhemmende Maßnahmen fördern. Oft ist jedoch die Förderung eines direkten Fenster- und Türenaustausches attraktiver oder sogar gewünscht. Zu diesem Zwecke können die Kreditprogramme 262 für Wohngebäude und 263 für Nichtwohngebäude der KfW in Anspruch genommen werden. Fassaden werden hier ebenfalls erfasst. Die reine Zuschussförderung erhält man beim BAFA für Einzelmaßnahmen im BEG. Natürlich gibt es noch die Förderung zum Effizienzhaus. Eine Komplettsanierung der Gebäudehülle und Anlagentechnik ist hier aber schon beinahe Pflicht.


Und wenn nun ein Metallbauunternehmen selbst eine Energieberatung wünscht – mit welchem Aufwand muss er rechnen und wer übernimmt einen Teil der Kosten?

Eine Vor-Ort-Energieberatung kann über das BAFA bezuschusst werden. Bis zu 80 Prozent Kostenübernahme sind hier möglich. Die genaue Deckelung ist jedoch objektabhängig. Natürlich kann man sich auch von der BAFA losgelöst beraten lassen. Sollte es zur Durchführung einer förderfähigen Maßnahme kommen, können für die Kosten der Baubegleitung des Energieberaters bis zu 50 Prozent Zuschuss angerechnet werden.


Warum empfehlen Sie Metallbauunternehmen, eine solche Beratung zu nutzen und im Anschluss auch mit den entsprechenden Maßnahmen zu starten?

Beim eigenen Firmengebäude wird wie bei jedem Bauwerk auch Mal eine Sanierung notwendig. Die Gelegenheit lässt sich nicht nur für innovative Produkte und Techniken nutzen. Auch Prozesse, die sonst vielleicht nicht vorkommen, werden in unverfänglicher Umgebung ausprobiert: Dadurch kann ein Unternehmen die Perspektive der Bauherren einnehmen. Der Vorteil: Die gemachten Erfahrungen und das gewonnene Wissen über Förderungen fließen dann in die eigene Beratung von Kunden. Und nicht zuletzt: Warum sollte ein Unternehmer nicht selbst die attraktiven Unterstützungsgelder in Anspruch nehmen? Der Selbstversuch darf sich ja auch ökonomisch lohnen.


Inwieweit wäre ein Firmengebäude mit Werkstatt, das hinsichtlich Energieeffizienz und -verbrauch optimiert wurde, auch ein Aushängeschild für den Schüco Partner?

Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit ist in aller Munde. Die Umstellung unserer Wirtschaft – weg vom Konsum hin zum Kreislauf – ist noch lange nicht abgeschlossen. CO2-Neutralität und Ressourcenschonung sind wesentlicher Teil dieser Veränderung. Um diese Ziele zu erreichen, wird seitens Bund und Länder mehr Gewicht auf Förderung entsprechender Maßnahmen gelegt. Es handelt sich somit um einen Zukunftsmarkt. Da auf Umsetzungen und Erfahrungen am eigenen Firmengebäude verweisen zu können, kann nicht verkehrt sein. Leichter lässt sich das Argument des Wasserpredigens nicht entkräften.

Edgar Opp, Energieberater und Geschäftsführer der on.ingenieurbüro GmbH & Co. KG, Bielefeld (Bildnachweis: Lukas Wawrik/Fotografie und Videografie)

Informationen bekommen Interessenten bei der KfW und dem BAFA direkt online. Dort gibt es Merkblätter, Richtlinien und FAQs:

www.bafa.de

www.kfw.de

Und hier geht es direkt zur Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude.


Wer auf viele, viele Seiten Lektüre verzichten möchte, kann über die Energie-Effizienz-Experten-Liste der dena an einen Energieberater in seiner Umgebung finden.