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Aus der Praxis

Wie Schüco und seine Partner die Welt nachhaltig verändern

Den CO2-Footprint reduzieren: Henning Jünke erläutert, warum Gebäude wichtige Wertstoffdepots sind und wie Schüco Systeme die Umwelt über Generationen beeinflussen.

Die Zentrale der RAG (ehemals Ruhrkohle AG) hat den Cradle-to-Cradle-Gedanken umgesetzt, etwa mit dem Silber-zertifizierten Aluminium-Fenstersystem Schüco AWS 75.SI+: Dessen Fensterelemente lassen sich bei einem Rück- oder Umbau komplett wiederverwerten und ermöglichen so eine abfallfreie Fassade (Bild: Jens Kirchner).

Herr Jünke, was macht es für Sie persönlich spannend, das Thema Nachhaltigkeit bei Schüco voranzubringen?

Ich beschäftige mich schon sehr lange mit dem Thema Nachhaltigkeit. Bevor ich zu Schüco kam, war ich bei einer Ökostrom-Genossenschaft tätig. Bei Schüco habe ich dann im Bereich Corporate Communications angefangen und mich auch dort viel um Erneuerbare Energien und andere Nachhaltigkeitsthemen gekümmert. Auf der BAU 2017 haben wir den ersten Nachhaltigkeitsbericht von Schüco herausgegeben. 2020 habe ich die Verantwortung des neu geschaffenen Bereiches Nachhaltigkeit übernommen. Mir macht es viel Spaß, dass wir mit unseren Produkten dazu beitragen können, die Welt positiv zu verändern.


Die Welt verändern – das ist ein hehres Ziel?

Lassen Sie es mich so verdeutlichen: In einer Shampoo-Flasche kann mit Blick auf mehr Nachhaltigkeit zum Beispiel recyceltes Material verwendet werden. Allerdings beträgt der Lebenszyklus der Flasche nur wenige Wochen – dann ist sie leer und wird entsorgt. In dieser Zeit trägt das Produkt nicht dazu bei, dass weltweit Nachhaltigkeitsziele erreicht werden – selbst wenn es aus recyceltem Plastik besteht. 

Das ist bei Fenstern, Türen und Fassaden komplett anders, denn ein Gebäude hat einen ganz anderen Lebenszyklus. Es steht mindestens 40 bis 50 Jahre und verbraucht währenddessen kontinuierlich Energie. Wir müssen also vorausschauend planen und darauf achten, dass unsere Produkte die Energieeffizienz des Gebäudes verbessern. Darüber hinaus müssen Voraussetzungen für ein späteres Recycling geschaffen werden: Fenster sollten beispielsweise nicht verklebt sind, da man ihre Einzelteile sonst schwer trennen kann. Indem man nach dem Rückbau eines Gebäudes Materialien recycelt, werden wertvolle Ressourcen geschont. Daher können wir mit unseren Systemen die Umwelt über Generationen beeinflussen.


Mal abgesehen von hohen Wärmedämmwerten etc.: Wie lässt sich die Umweltbilanz mit Schüco Systemen außerdem verbessern?

Die Produkte von Schüco haben eine hohe Qualität. Das ist für mich der erste Hebel. Denn dadurch haben sie eine lange Lebensdauer. Der zweite liegt darin, Fenster oder Fassadenelemente möglichst lange – beispielweise durch eine regelmäßige Wartung – zu erhalten. Ein dritter Hebel kann darin liegen, standardisierte Fensteröffnungen zu schaffen. Mit ihnen ließen sich Elemente leichter wiederverwenden – davon ist die Baubranche allerdings noch weit entfernt.


Wie und wann zahlt sich ein nachhaltiger Ansatz aus?

Die Erfolge, die durch das bedachte und nachhaltige Handeln entstehen, werden erst viel später offensichtlich. Für uns stellen Gebäude Rohstoffdepots der Zukunft dar. Hier geht es also nicht um kurzfristige Effekte – es muss vielmehr darum gehen, Dinge ganzheitlich zu betrachten und den langfristigen Nutzen zu sehen.


... wie beim Gedanken der Kreislaufwirtschaft: Cradle-to-Cradle, von der Wiege bis zur Wiege. Was gibt es hier Neues aus dem Haus Schüco zu berichten?

Gerade habe wir zwei neue Systeme Cradle-to-Cradle – kurz C2C– zertifiziert. Insgesamt bieten wir nun 57 C2C-Lösungen an – und sind damit Vorreiter innerhalb der Baubranche. Die Standards bei C2C werden immer strenger und wir haben ein großes Interesse daran, unsere Produkte entsprechend zu entwickeln und unser Portfolio weiter auszubauen. Auch für die Bauherren zahlen sich unsere C2C-Systeme aus, denn für ihre Nutzung in einem Objekt gibt es Punkte bei den nachhaltigen Gebäudezertifizierungen.


Wie gestaltet sich die Nachfrage bei C2C-Produkten?

C2C-Systeme werden am Markt nachgefragt, sind aber in Deutschland noch nicht so gut verankert. In anderen Ländern sieht das schon anders aus. In den Niederlanden, Skandinavien und Großbritannien gibt es bereits eine starke Bautätigkeit mit strengen Regularien – hier ist die Nachfrage dementsprechend höher. Deutschland liegt zurzeit noch hinter diesem Markttrend, aber auch das wird sich mit Blick auf kommende Gesetzgebungen und Vorgaben ändern.


Im Vergleich zu 2011 hat Schüco seine direkten Emissionen in Deutschland um 66 Prozent gesenkt. Wie geht es weiter in Sachen CO2-Bilanz?

Wir nutzen schon seit zehn Jahren Ökostrom und werden das auch weiter tun. Das an sich wäre für uns keine News mehr wert. Denn wir haben erkannt, dass wir trotz langjähriger Bemühungen noch am Anfang stehen und das Thema CO2-Reduktion ganzheitlicher begreifen und umsetzen müssen. Betrachtet man etwa den vollständigen Lebenszyklus unserer Produkte – er beinhaltet die gesamte Lieferkette, Verarbeitung, Gebrauch und Entsorgung – entfallen darauf 99 Prozent der Emissionen. Das heißt, wir als Schüco haben nur auf einen sehr kleinen Teil der Emissionen direkten Einfluss – auf diesen Teil unserer direkten Emissionen beziehen sich auch die 66 Prozent Einsparung. Wir betrachten unsere Bilanz deshalb inzwischen ganzheitlich und kooperieren dazu mit dem WWF, der uns als kritischer Partner begleitet und unsere Maßnahmen und Ziele auf ihre Wirksamkeit prüft.


Wie kann Schüco dennoch Einfluss nehmen – beispielsweise auf die Lieferketten?

Unser Einkauf steht mit den direkten Lieferanten in engem Kontakt und sucht regelmäßig den partnerschaftlichen Austausch. Unsere Erkenntnis dabei: Allein nur dadurch, dass wir nach nachhaltigen Materialien und einer verantwortungsvollen Lieferkette fragen, verändert sich etwas im Markt. Wenn wir nicht fragen, verändert sich nichts. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass die Baubranche diesen Transformationsprozess nicht von heute auf morgen durchläuft.

Wir tun allerdings noch mehr: Seit 2014 sind wir Gründungsmitglied der Aluminium Stewardship Initiative – kurz ASI–, die sich für eine verantwortliche Beschaffung von Aluminium einsetzt und zwei internationale, zertifizierbare Branchenstandards geschaffen hat, die hohen Ansprüchen an Governance und Transparenz entsprechen. Schüco ist seit 2019 nach dem sogenannten Performance Standard und seit 2022 nach dem Chain of Custody Standard zertifiziert – ein großer Schritt in die richtige Richtung. Denn auch beim Thema Lieferkette wollen wir mehr leisten, als gesetzlicher Standard ist.


Verändert sich auch etwas bei den Rohstoffen an sich?

Ein gutes Beispiel ist hier Aluminium: Aluminium als Material wird mehr und mehr zu einem Markenprodukt, bei dem neben der Qualität unter anderem auch der CO2-Anteil wichtige Merkmale sind. Der Grund dafür ist, dass bei der Herstellung von Aluminium vor allem Strom benötigt wird. Durch den Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energiequellen, kann sogenanntes Low-Carbon-Aluminium erzeugt und somit die Dekarbonisierung der Aluminiumbranche vorangetrieben werden. Doch aktuell ist die Nachfrage nach Low-Carbon-Aluminium noch höher als das bestehende Angebot.


Was haben denn Verarbeiter von Schücos Einsatz für mehr Nachhaltigkeit?

Sie profitieren davon, dass sie mit uns zusammenarbeiten – etwa indem sie C2C-Systeme verarbeiten können und wir sie darüber hinaus bei der Planung unterstützen. Unsere Berater verfügen über eine große Expertise und denken Nachhaltigkeit im Bau ganzheitlich. Wir legen als Systemhaus die Grundlage für nachhaltiges Bauen, indem wir nachhaltige, kreislauffähige Systeme entwickeln oder auf CO2-ärmere Materialien umstellen.


Stichwort „Facade as a Service”, welche Idee verbirgt sich dahinter?

Das Konzept „Facade as a Service“ umfasst die Idee, dass Bauteile und Materialen in Zukunft „geleast“ statt gekauft werden. Der Kunde wäre dann nicht länger Eigentümer, sondern Nutzer, und der Hersteller würde die volle Verantwortung für das Produkt tragen – und zwar über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Damit könnte ein Systemanbieter mit seinen Partnern den gesamten Lebenszyklus und die Wiederverwendung der Fassade betreuen. Aktuell ist das noch ein Zukunftsgedanke, der noch viele Fragen aufwirft und von dem ich nicht weiß, ob er für die Baubranche überhaupt funktionieren würde. Dennoch gilt es vor allem im Rahmen der Kreislaufwirtschaft, Geschäftsmodelle neu zu denken.


Und welche Entwicklungen erwarten Sie im Fassadenbau in puncto Nachhaltigkeit?

In den Städten wird die Nachfrage nach Produkten wie zum Beispiel gebäudeintegrierter Photovoltaik und begrünten Fassaden steigen. Vor allem letztere können das Mikroklima in aufgeheizten Städten verbessern. Wir als Vollsortimenter können das Angebot dazu aus einer Hand liefern.


Was können Schüco Partner ohne großen Aufwand tun, um ihren CO2-Fußabdruck im eigenen Unternehmen zu verkleinern?

Um nur mal drei Beispiele zu nennen: Sie können Ökostrom beziehen und darüber hinaus schauen, was im Bereich der Wärmeversorgung effizient ist. Verarbeiter sollten auch über die Ausstattung ihrer Fahrzeugflotte nachdenken – vielleicht ist der Einsatz von Elektrofahrzeugen für Unternehmen sinnvoll, die viele Kurzstrecken fahren. Wichtig ist generell, ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen: Was macht wo Sinn, wo lassen sich Prozesse verbessern. Damit kann man schon viel bewegen. Schüco und seine Partner können etwas im Bauwesen verändern und daran arbeiten wir – auch langfristig.


Mehr Infos zu Nachhaltigkeit bei Schüco gibt es hier 


Weitere Infos zu Schüco und Cradle to Cradle Certified


Schüco kooperiert mit dem WWF, mehr Infos

Henning Jünke, Leiter Nachhaltigkeit, Schüco Bielefeld

Ganzheitlich Emissionen einsparen

Schüco will bis 2040 keine klimaschädlichen Emissionen mehr ausstoßen und deshalb bereits bis 2025 30 Prozent seiner CO2-Emissionen im Vergleich zum Referenzjahr 2018 einsparen. Das Ziel bezieht sich auf drei Bereiche:

  • auf die Emissionen, die Schüco im Unternehmen produziert. 
  • auf die bezogene Energie, etwa den Strom, den Schüco etwa für Licht und IT-Technik verbraucht.
  • auf den vollständigen Lebenszyklus der Produkte. Dazu gehört die gesamte Lieferkette, genauso wie Verarbeitung, Gebrauch und Entsorgung der Produkte. Insgesamt 99% der Emissionen entfallen auf diesen Bereich.