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Zurück aufs Land – dank Homeoffice

Noch bis vor Kurzem herrschte in Deutschland allgemeiner Konsens, dass Dörfer veröden. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie häufen sich aber immer mehr Schlagzeilen über die Stadtflucht wie „Die Menschen ziehen zurück aufs Land: Kommt die Corona-Stadtflucht?“ (Handelsblatt), „Corona befeuert Run aufs Eigenheim“ (Die Harke, Nienburger Zeitung) oder „Stadtflucht: Corona beschleunigt neuen Trend zur Landliebe“ (NDR). Hinzu kommt, dass jüngst Verteuerungen von Immobilien in den ländlichen Regionen verzeichnet wurden: Laut einer Analyse des Hamburger Forschungsinstituts F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt stiegen im letzten Quartal 2020 die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser im Durchschnitt um 8,2 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum.


Das Leben auf dem Land ist also wieder attraktiver geworden. Aber warum auf einmal? Und welche Chancen bieten sich nicht nur den Menschen, die längst in ländlichen Regionen etabliert sind, sondern auch denen, die zukünftig von den Vorzügen der Stadt und dem Land gleichermaßen profitieren möchten? Das Wort der Stunde heißt Homeoffice.

Ein bestehender Trend hat sich verstärkt

Wegen der Corona-Pandemie schickten zahlreiche deutsche Arbeitgeber ihre Mitarbeiter von heute auf morgen ins Homeoffice. Seit dem ersten Lockdown im März 2020 arbeiteten rund 20 Millionen Menschen und damit zwischen rund 50 und 60 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland in diesem Setting. Zwar existierte die Trennung von Wohnen und Arbeiten für viele bereits lange vor der Pandemie nicht mehr. Da arbeiteten bereits rund 40 Prozent in homeoffice-ähnlichen Strukturen. Aber neu ist: Das Homeoffice etabliert sich langsam zum Standard; insbesondere für Beschäftigte mit hohem Bildungsniveau, die schon 60 Prozent der zu Hause arbeitenden Menschen ausmachen. Das besagt eine Statistik des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus dem Mai 2020. Tatsächlich lässt sich dank der Digitalisierung ja auch vieles ohne ständige Präsenz im Büro und dann noch weit über die Landesgrenzen hinaus erledigen. Mehr noch: Nach über einem Jahr digitalem Praxistest verfügen inzwischen viele über positive Erfahrungen mit digitalen Meetings, die übrigens auch immer einfacher zu terminieren sind als Präsenz-Veranstaltungen. Darüber hinaus fördern die deutlich flexibleren Arbeitszeiten durch das Homeoffice eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf – sofern eine stabile Kinderbetreuung gewährleistet ist.

Weniger pendeln, günstiger wohnen

Dieser neue Standard eröffnet neue Sichtweisen auf die persönliche Work-Life-Balance, denn wer nicht mehr zur Arbeit fahren muss, gewinnt mehr Zeit für sich, spart Fahrtkosten und CO2. Zum Vergleich: Vor der Pandemie pendelten in Deutschland täglich 19 Millionen Menschen. Dabei legten sie im Durchschnitt 17 Kilometer zurück. Sieben von zehn Pendlern nutzen dafür das Auto. Und wenn der Weg zur Arbeit auf einmal keine gar so große Rolle mehr spielt, verliert der Standort Stadt einen seiner wichtigsten Vorzüge gegenüber dem Land.


Der ländliche Raum bietet noch mehr Vorteile: Allen voran sind Wohnungsmieten und Immobilienpreise deutlich günstiger als in der Stadt, gleichzeitig bieten Peripherie und Land mehr Fläche und Räumlichkeiten. Weiter haben das Leben und Arbeiten auf dem Land eine hohe Aufenthaltsqualität, die sich in der Nähe zur Natur zeigt oder in guten sozialen Strukturen und ebenso in zumeist geringen Lärm- oder Emissionsbelastungen von Industrie oder Verkehr. Dabei haben Regionen mit einer angemessenen Grundversorgung sowie einer adäquaten Infrastruktur mit guten Verkehrsanbindungen, schnellem Internet und leistungsfähigen Mobilfunkverbindungen einen enormen Standortvorteil gegenüber den strukturschwachen Regionen.

 © Foto: Sindre Ellingsen
© Foto: Sindre Ellingsen
 © Sindre Ellingsen
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Weitere interessante Wohnbau-Projekte finden Sie in unserer Referenz-Bibliothek.


Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR) berichtete in seiner Publikation „Wohnungs- und Immobilienmärkte in Deutschland 2020“ (Stand: November 2020) ebenfalls von einem Zuzugs-Trend ins Umland innerhalb der Stadtregionen. Dort seien in den letzten zehn Jahren die Einwohner- und Beschäftigtenzahlen immens gestiegen. Vor allem gebrauchte Immobilien wurden stark nachgefragt. Wohnungsneubau erfolgt besonders in teureren Regionen, in Touristengebieten und entlang der Grenzräume im Westen und Süden. Dennoch sei ein Viertel der deutschen Kommunen trotz der bundesweiten Außenwanderungsgewinne von Bevölkerungsrückgängen betroffen.

Wie die Politik ländliche Räume unterstützt

Um dem entgegenzuwirken und den Trend des Zuzugs in den ländlichen Raum zu stabilisieren, engagiert sich besonders die Politik dafür, dass der ländliche Raum – und insbesondere die strukturschwachen Standorte – wieder attraktiver werden. Unter anderem lädt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) immer wieder zu Tagungen, Symposien oder Expertenrunden ein, in denen Visionen, Strategien und Lösungsvorschläge eruiert werden und diskutiert wird, welche Chancen sich durch neue Formen von Arbeit. Weiter betreiben zahlreiche Regionen kluges Standortmarketing. Ganz vereinzelt kommen auch Innovationen aus der Bevölkerung selbst. „Vom Kuh-Dorf zum Ko-Dorf“, heißt es zum Beispiel im Konzept von Visionär Frederik Fischer, der modellhaft in zwei Dörfern die Vorzüge des Stadt- und Landlebens kombiniert: Das eine Dorf heißt Wiesenburg und liegt zwischen Leipzig und Berlin, das andere liegt im westfälischen Erndtebrück. Entstehen sollen dort Siedlungen mit Wohn- und Gästehäusern, Gemeinschaftsgarten, Hofladen, Co-Working-Spaces, Ateliers, Cafés und Spielplätzen. Als Zielgruppe und potenzielle Bewohner lockt er dabei besonders die sogenannten GLOKAListen an. Also Menschen, die den Heimatsucher und den Veränderer, den Lokalisten und den Globetrotter, gleichermaßen in sich tragen. Sie vereinigen in ihrer Identität Fortschrittlichkeit und Bewahrung sowie Heimat und offenen Geist. In den Dörfern von Morgen addieren sich Landlust oder Hygge mit ihren Fachwerkhäuschen im Grünen, Obstbäumen im Garten und Kaminfeuer im Wohnzimmer mit modernen Lebens- und Arbeitswelten.

© Schüco International KG
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Verbesserungspotenziale sind noch vorhanden

In der Pandemie-Zeit zeigte sich, dass viele Beschäftigte nicht immer auf ideale räumliche Bedingungen zurückgreifen konnten. Viele erledigten im coronabedingt verordneten Homeoffice ihre Arbeit am Küchentisch, wo konzentriertes Arbeiten und Meetings mit vertraulichen Inhalten keinen Platz haben. Bei Neubau- oder Umbaumaßnahmen im ländlichen Raum wird man deshalb künftig noch mehr die Anforderungen an moderne Arbeitsplätze in den Blick nehmen müssen. Schließlich sollte das Homeoffice vergleichbare Qualitäten wie ein vollwertig ausgestattetes Büro im Unternehmen aufweisen.

Wie solche Häuser oder Wohnungen zugunsten neuer Formen der Work-Life-Balance gestaltet, umgenutzt oder saniert werden müssen, hängt davon ab, in welchem Rahmen das Arbeiten im privaten, häuslichen Umfeld stattfinden soll. Dient der Arbeitsplatz für weit mehr als nur sporadisches, gelegentliches Arbeiten, sondern auch für mehrere Tage – auch mit mehrstündigen Videokonferenzen etc., hat man es genau genommen mit sogenannten „Telearbeitsplätzen“ zu tun. Für diese gelten erheblich strengere Auflagen als für das Homeoffice, das formal eigentlich nur ein mobiler Arbeitsplatz ist wie beispielsweise solche in Hotels oder in der Bahn. Bei der Ausstattung von hoch- und vollwertigen Telearbeitsplätzen dagegen greift in Deutschland die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) mit erhöhten Auflagen. Im Bestfall gibt es einen separaten Raum mit guten Lichtverhältnissen, einer guten Raumakustik und einer guten Raumluftqualität sowie mit ergonomischem Mobiliar, ausreichend Bewegungsfläche sowie mit ökologischen, emissionsfreien Böden, Decken, Wänden und Oberflächen und einem direkten, möglicherweise barrierefreien Zugang nach draußen.



Ein hochwertiger Arbeitsplatz, an dem hoch konzentriert und leistungsfähig gearbeitet werden kann, hat dabei idealerweise einen höhenverstellbaren Schreibtisch auf einer Mindestfläche von 1.600 x 800 mm, einen Drehstuhl mit Rollen und einem Beinraum von 1.200 mm Breite und 800 mm Tiefe. Die freie Bewegungsfläche am Arbeitsplatz selbst sollte mindestens 1.600 x 1.000 mm groß sein. Außerdem sollte der Ort mit mindestens 500 Lux ausgeleuchtet sein – im Bestfall mit Tageslicht. Dabei sind Bildschirme blend- und reflexionsfrei aufzustellen.


© Liz Eve / Fotohaus
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 © Schüco International KG

Viele Lösungen von Schüco

Gesucht sind also alternative Wohnmodelle, die eine optimale Nutzung der Lebens- und Arbeitsräume ermöglichen. Aktuell geht das Wohnen – insbesondere im ländlichen Raum – erste Schritte in eine digitale Zukunft und es verlangt nach neuen Qualitäten. Die Architektur stellt dabei den Menschen als gesellschaftliches Wesen in den Mittelpunkt. Unterstützung erhalten Bauherren und Architekten dabei auch von Lösungen von Schüco.


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Wintergarten 


Text : Melanie Schlegel