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profile_magazin_12_2014

912dialog | Hahn – Values in architecture Anwesenheit voraus. Ingarden hat vorgeschlagen, zwischen einem äs- thetischen Urteil und einem ästhetischen Erlebnis zu unterscheiden. In beiden Fällen kommt es zu Wertantworten. Erkenntnis (Urteilen), Praxis (Wohnen), Erleben (Wahrnehmen) haben jeweils ihre eigenen Gegen- stände, auch wenn es sich faktisch um ein und dasselbe Gebäude han- deln sollte. Natürlich spielen stets menschliche Wahrnehmungsleistun- gen hinein, doch wahrnehmen ist nicht gleich wahrnehmen. Warum? Der jeweils Wahrnehmende steht selbst leibhaftig in der Wahrneh- mung, insofern er hier und jetzt etwas verstehen und sich orientieren will. Jede Wahrnehmungssituation ist eine lebensgeschichtliche Situ- ation, in die gerichtete Aufmerksamkeit, eine Erwartung, ein Verste- henshorizont, ein Hintergrund an Erfahrungen usw. mit eingehen. Der Mensch ist kein unbeschriebenes Blatt, wenn er wahrnimmt. Vielmehr ist das Wahrnehmen ein schöpferischer und emotionaler Akt. Das Be- werten des sinnlich Begegnenden mit gut/schlecht oder angenehm/un- angenehm vollzieht sich laut Ingarden dabei nicht im Urteilen als einer logischen Aussage, „sondern kulminiert nur in ihm, wird in ihm nur begrifflich geprägt und zusammengefasst“. Jedes Bewerten geht dem- nach auf ein Wert-erleben zurück. Im (erlebten) Wert liegt dann eine leiblich-emotionale Reaktion vor, eine erlebnismäßige Wertantwort. Wertgefühl und Werterwartungen Auch die ohne Gebrauchsabsicht und in neutraler Einstellung getätig- te „ästhetische“ Betrachtung von Architektur versucht, dieser einen Wert abzugewinnen. Aber eine solche methodisierte Wertermittlung geht dann nicht als Werterfahrung in den Gebrauch zurück, sondern muss wissenschaftlich begründet werden im Vergleich mit anderen unter ästhetischer Betrachtung gestellten Bauwerken dieser oder ei- ner anderen historischen Zeit. Das Ziel hierbei ist das erkenntnismäßi- ge Werturteil, dem irgendein Wertgefühl gar nicht mehr anzumerken ist. Dass wir zwischen dem Guten und dem Schlechten, dem für uns Passenden und dem uns Unangemessenen unterscheiden können und diese Unterscheidung uns nicht gleichgültig ist, darauf basiert über- haupt die Moralität unserer Werte-Praxis. Wären wir nicht davon über- zeugt, ein gutes Leben führen zu wollen, wüssten wir die Zuneigung dem Angenehmen gegenüber und die Abneigung gegen das Unange- nehme im Architektonischen überhaupt nicht einzusehen. Der Mensch strebt danach, dass sein Leben und Wohnen gelingen soll. Und im erlebenden Umgang mit Architektur bringen wir dem Gebauten ent- sprechende Werterwartungen entgegen, die entweder bestätigt oder enttäuscht werden. Architekturtheoretisch ist es nicht einzusehen, das erkenntnismäßige Werturteil dem bloß erlebten, d.h. leibhaftig gespür- ten, Wertgefühl vorzuziehen. Vielmehr hat dieses den Vorteil, sich ohne kunsttheoretische Vorannahmen und Überhöhungen einzustellen. to Ingarden, result in judging as a logical statement, “instead it only culminates in it – it is shaped and summarised conceptually by it.” Ev- ery time you place a value on something, therefore, you relate back to a value experience. In (experienced) value there is a physical emotional reaction, an experiential value response. A feeling of value and value expectations An “aesthetic” consideration of architecture from a neutral standpoint seeks value in it, even if there is no intention of using it. But this kind of methodised assessment of value does not relate back to a value gained from the experience of use. Instead it has to be justi ed scienti cally by drawing comparisons between other modern or historic buildings judged aesthetically. The goal here is a cognitive value judgement, in which a feeling of value is no longer at all evident. That we can distin- guish between the good and bad as well as between what is suitable and unsuitable for us – and that we are not indifferent to this distinction – is the fundamental basis of the morality of our value practice. Were we not sure about wanting to lead a good life, then we would not be able to understand the inclination towards the pleasant and away from the unpleasant in architecture. Humans endeavour to lead successful lives in and outside the home. And in our experiences with architecture we have corresponding value expectations of buildings, which are ei- ther met or disappointed. From the perspective of architectural theory, cognitive value judgements cannot be put before simple experience, i.e. what you physically feel. Simple experience has the advantage of not being prejudiced by assumptions and excesses of art theory. ©sborisov/Fotolia

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