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profile_magazin_09_2012

909dialog | Heidbrink – Responsibility as an Object of Research Verantwortung ist heute ein Label, das Aktivitäten kennzeichnet und klarstellt, dass bestimmte Standards, Grundnormen oder Nachhaltig- keitskennziffern eingehalten und bedacht werden. In diesem Sinne zeigt der Begriff an, dass jemand auf dem richtigen Weg ist, dass man ihm vertrauen kann. Gleichzeitig – und dies ist die wesentlich proble- matischere Seite – hat der Verantwortungsbegriff ein hohes rhetori- sches Potenzial. Wer nur die Bereitschaft kundtut, ohne entsprechende Handlungen einzuleiten, der nutzt den Verantwortungsbegriff als irre- führendes Marketing im Sinne des „green washing“ und kaschiert da- mit die Realität. Inwiefern zeichnet sich in der Konjunktur der Verantwortung auch eine Art Verunsicherung ab? Je mehr wir von Verantwortung reden, desto unsicherer sind wir. Die Konjunktur des Verantwortungsbegriffs ist die Reaktion auf eine Kri- se, welche die Finanzmärkte, den Umweltbereich, den staatlichen Pla- nungsbereich und viele andere Felder betrifft. Uns sind die Gewisshei- ten verloren gegangen. Gerade den Politikern fehlt oft der Überblick, wie wir die Probleme lösen können. Zur allgemeinen Beruhigung wird deshalb umso mehr von Verantwortung gesprochen. Das soll signali- sieren, dass wir die Dinge irgendwie in den Griff bekommen. Wie sind ökologische Verantwortungsprinzipien umsetzbar inner- halb eines Markts, der stets auf Wachstum aus ist? Die ökologische Verantwortung setzt sich zum einen Ziele wie den ge- ringeren Verbrauch von Ressourcen und den Einsatz von regenerativen Energien. Zum anderen sind diese Ziele mittel- und langfristig mit Kos- tenersparnissen verbunden. Wir alle wissen, dass die Energiekosten steigen werden. Bauherren, Nutzer und Kunden legen deshalb immer größeren Wert auf ökologische Faktoren, die den Marktwert und die Qualität von Produkten steigern. Im besten Fall gibt es eine „Win-win- Situation“, in der ökologische und ökonomische Ziele im Zeichen der Verantwortung zusammenfallen. Die Bauwirtschaft hat einen erheblichen Anteil am Verbrauch von Ressourcen. Müsste demnach statt Neubau eher der Rückbau das Ziel sein? Seit Jahren diskutieren wir darüber, ob wir gemäß der Devise „Weniger ist mehr“ vom Wachstumspfad wegkommen müssen. Aber genau das Prof. Dr. Ludger Heidbrink ist Philosoph und außerplanmäßiger Professor für Corporate Responsibility und Corporate Citizenship an der Universität Witten-Herdecke. Er ist Direktor des Center for Responsibility Research (CRR) und Mitglied des Vorstands des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen. Weiterhin ist er Mitglied des Beirats des Kieler Forums für politische Philosophie und Wirtschaftsethik, Mitglied des Arbeitskrei- ses für Wirtschaftsethik der Deutschen Gesellschaft für Philosophie und Mitglied des Vorstands der Wertekommission e.V. für werteorientierte Führung. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. auf Verantwortungstheorien, Wirtschafts- und Unternehmensethik, Kulturphilosophie der Moderne, Klimawandel und Nachhaltigkeit sowie Ethik und Ästhetik. Aktuell erforscht er im Rahmen der Klima-Initiative Essen das „Handeln in einer neuen Klima- kultur”. Er ist Autor und Herausge- ber zahlreicher Publikationen. How can ecological principles of responsibility be implemented in a market that is constantly geared to growth? Ecological responsibility sets itself goals such as lower consumption of resources and the use of regenerative energies. These goals are coupled with cost savings in the medium and long term. We all know that energy costs will rise. Contractors, users, and customers therefore are attaching more and more importance to ecological factors that in- crease the market value and quality of products. In the best case, there is a win-win situation, where ecological and economic objectives are aligned under the banner of responsibility. The construction industry consumes a considerable share of the resources. So should the goal be to dismantle rather than build new buildings? For years, we have been discussing whether we have to move away from the growth path in keeping with the motto “less is more”. But this is already happening in a few areas. When buildings are built today, Prof.Dr.LudgerHeidbrink Prof. Dr. Ludger Heidbrink is a philoso- pher and adjunct Professor of Corporate Responsibility and Corporate Citizenship at Witten-Herdecke University/GER. He is Direc- tor of the Center for Responsibility Research (CRR) and a member of the Executive Board of The Institute for Advanced Study in the Humanities in Essen/GER. In addition, he is a member of the advisory board of the Kiel Forum for Political Philosophy and Business Ethics, a member of the Work Group for Business Ethics of the German Philosophy Society, and member of the Executive Board of the Value Commission for Value Oriented Leadership. His research focuses include: responsibility theories, business and corporate ethics, cultural philosophy of the modern era, climate change and sustain- ability, as well as ethics and aesthetics. He is currently doing research on “Action in a New Climate Culture” within the framework of the Essen Climate Initiative. He has writ- ten and edited numerous publications. almagami/Fotolia.com

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